Das Leben ist Veränderung. Egal, wie wir Veränderungen bewerten, sie passieren um uns herum. So haben Dampfmaschine und Eisen-Technologie die Industrialisierung ermöglicht und herbeigeführt und so verändert die digitale Welt unser Leben und Wirtschaften. Gerne sprechen wir hier von “Digitalisierung”.
Was heisst das für die Unternehmen? Auch sie müssen sich den neuen Rahmenbedingungen anpassen. Wie in der Industrialisierung auch, werden bestimmte Geschäftsmodelle obsolet und Neue entstehen.
Nur hat sich eine Qualität im Vergleich zur Industrialisierung verändert: Der Faktor Zeit. Was früher in vielen Jahrzehnten entstanden ist, entsteht nun innerhalb weniger Jahre. Wer von uns kennt nicht den Vergleich von heute zu seiner Kindheit. Damals war die Welt definitiv anders, selbst wenn man heute noch in „jungen Jahren“ ist.
Wie wir an uns sehen, können wir (mal mehr mal weniger) gut mit den neuen Entwicklungen umgehen. Doch gerade Unternehmen sind herausgefordert, sich diesen schnellen Veränderungen zu stellen. Sie müssen je nach Ausgangslage neue Produkte und Dienstleistungen, neue Vertriebs- und Servicestrukturen, oder zusätzliche Kundenkanäle aufbauen. Ich nenne das „Business Transformation“. Die Vielfalt der möglichen Veränderungen ist schier unbegrenzt, was viele Unternehmen vor grosse Herausfoderungen stellt.
Da die Veränderungsgeschwindigkeit weiter hoch bleibt oder gar weiter zunimmt ist davon auszugehen, dass auch die Anpassungen und Veränderungen nun zur Regel werden.
Bisher sind Unternehmen in der Regel nicht auf solch kurze Veränderungszyklen eingestellt: Hierarchisch organisiert werden Entscheidungen „oben“ getroffen und „unten“ lediglich ausgeführt. Notwendig wäre jedoch ein Entscheidungs-Subsidiaritätsprinzip: Teams in maximalser Kundennähe fällen so viele Entscheidungen wie möglich und richten Produkte und Dienstleistungen konsequent am Kundennutzen aus. Das Management wird Dienstleister und sorgt für ein möglichst reibungsfreies Arbeiten der Projektteam.
Das bedingt einen kulturellen Wandel. Diesen nenne ich „Corporate Transformation“. Nur mit einem Kulturwandel in Richtung Kundenzentrierung, Entscheidungsbefugnis an kundennahe Teams, Flexibilität und Agilität schaffen Unternehmen die Voraussetzungen für die notwendige „Business Transformation“. Erfolgen „Business Transformation“ und „Corporate Transformation“ gleichzeitig, so sind die Grundlagen für eine erfolgreiche Unternehmens-Neuausrichtung in der Zukunft gelegt.
Was hat dies mit Projektmanagement zu tun? Im Kulturwandel verändern sich auch die (klassischen) Rollen des Projektmanagements. Bisher gab es im Projektbereich Projektleiter, Buiness Analysten, Tester und Fachkollegen. Diese starre Aufteilung bricht nunauf. Wie bei der Industrialisierung und Digitalisierung fallen alte Rollen weg und Neue entstehen. So werden Fachkollegen integraler Bestandteil des Teams, Aufgaben aus Betrieb und Projekten werden zusammengelegt, Themen werden übergreifend behandelt und brauchen keinen dedizierten Projektleiter mehr. Dafür braucht es mehr Abstimmung und Vorbereitungsarbeiten für das Management des Gesamtsystems von der Übernahme der strategischen Themen über die vorbereitenden Arbeiten, Einplanng in Lösungen und Programme bis zur konkreten Einplanung zur Umsetzung. Das Scaled Agile Framework zeigt sehr schön, welche Rollen dort entstehen könnten. Keiner weiss, wie lange diese Rollenaufteilung Bestand hat, denn nichts ist beständiger als der Wandel.